Prager Theaterfestival deutscher Sprache 28. Ausgabe | 4.11. – 3.12. 2023

Das Prager Theaterfestival deutscher Sprache schmückt die Herbstsaison in der Metropole mit einer exklusiven Kollektion deutschsprachiger Inszenierungen - Kartenvorverkauf ab 21. Oktober
Zadavatel: THEATER.cz, z.s. | 19.10.2023
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Theater.cz / © Matthias Horn - Berliner Ensemble: Draussen vor der Tür

Prag (Pressweb) - Der 28. Jahrgang des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache vom 4. November bis zum 3. Dezember zeigt einen Überblick beeindruckender deutschsprachiger Theaterinszenierungen. Vertreten sind das Berliner Ensemble, die Schaubühne Berlin, das Thalia Theater Hamburg, das Schauspielhaus Zürich, das Volkstheater Wien und das Escher Theater aus Luxemburg.

Alle Vorstellungen werden mit tschechischen Übertiteln gezeigt. Teil des angesehenen Festivals ist auch eine tschechische Inszenierung eines ursprünglich deutschsprachigen Textes. Diese wird wie jedes Jahr mit dem Josef-Balvín- Preis ausgezeichnet.

Das Laientheater ŽUMPA Nučice erinnert zudem an ein wichtiges Jubiläum des Festivalgründers Pavel Kohout. Die Vorstellung des Berliner Ensemble Draußen vor der Tür widmen wir dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, einem unserer langjährigen und wichtigsten Partner, der in diesem Jahr sein 25. Jubiläum feiert. Geboten wird schließlich ein attraktives Off-Programm mit einem Workshop der deutschen Bühnenbildnerin Nina Wetzel, einer Ausstellung ihres bühnenbildnerischen Schaffens sowie einer Fachkonferenz. 

Der Kartenvorverkauf im GoOut-Netzwerk beginnt am 21. Oktober – weitere Informationen auf der Festival-Website www.theater.cz

"Das Motto des diesjährigen Festivals lautet selber schuld und verweist auf die gegenwärtige Weltlage, zu der wir leider alle beitragen. Wir sind selber schuld. Erneut leben wir in einer Welt voller Kriege und blutiger Konflikte, fahren unsere Waffenarsenale hoch und sind taub – Worte dringen nicht mehr zu uns vor. Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, sich seine eigene Schuld einzugestehen und einen Ausweg zu suchen“, so Petr Štědroň, Leiter des Festivals.

Eingeleitet wird das prallgefüllte Programm des 28. Prager Theaterfestivals deutscher Sprache mit dem allseits beliebten Theaterausflug. Der führt uns am 21. Oktober ins Wiener Volkstheater. Zu sehen ist dort allerdings eine Produktion der Berliner Volksbühne: Ophelia's Got Talent. Das Stück der österreichischen Choreographin, Regisseurin und Performerin Florentina Holzinger wurde von der Zeitschrift „tanz“ zur Inszenierung des Jahres gewählt. Fluktuation, Reflexion, Reproduktion, Heilung und Gewalt: In Florentina Holzingers neuer Arbeit vollzieht das multidisziplinäre Ensemble aus mehreren Generationen eine physische Studie zur Psychologie des Wassers im 21. Jahrhundert.

Richtig los geht es dann am 4. November im Divadlo Archa. Als erstes auf dem Programm steht eine Inszenierung des Thalia Theaters Hamburg mit dem Titel Doughnuts. Autor ist der japanischen Theaterkünstler Toshiki Okada. In seinem Stück nutzt er die Technik des sog. Nō Theaters aus Japan. Für Doughnuts versammelte er dafür eine Handvoll Konferenzgäste in einer Hotellobby. Die Welt ist wie ein Doughnut: viel Rand und in der Mitte ein Loch. Eine Leerstelle, die mit der zunehmenden Erosion aller Gewissheiten immer größer wird... 

Der diesjährige Jubilar Pavel Kohout (*20. Juli 1928) ist Verfasser von drei Gedichtbänden, zahlreichen Dramen, Romanen, Novellen und Erzählungen. Er ist außerdem der Begründer des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache, das er 1996 als Deutsche Theater in Prag ins Leben rief und für das er bis 2008 aktiv tätig war. Als Dank zeigt das Festival am 10. November sein tragikomisches Stück Sex in der Inszenierung des Laientheaters ŽUMPA im Theater in den Weinbergen. Pavel Kohout schrieb Sex in einer außerordentlich trostlosen Zeit „zur Erheiterung seiner Freunde“.

Am 11. November gastiert im Theater in den Weinbergen dann das Berliner Ensemble mit der Inszenierung Draußen vor der Tür – dem „Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will“, wie der Autor Wolfgang Borchert es selbst betitelte. Das Drama wurde 1947 erstmals als Hörspiel ausgestrahlt. Es schildert die Lage und die Gefühle vieler deutscher Soldaten, denen der Krieg nicht nur Gesundheit und Familie nahm, sondern auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Frieden. Das Stück wurde schon bald nach seiner Veröffentlichung zu einem internationalen Erfolg.

Am 14. und 15. November findet im Divadlo pod Palmovkou ein Gastauftritt des Volkstheaters Wien statt. Gespielt wird das Stück Die Scham der französischen Nobelpreisträgerin Annie Ernaux. Mit nüchterner, glasklarer Sprache und einem unermesslich scharfen Erinnerungsvermögen seziert Annie Ernaux darin ihr schwieriges Verhältnis zur eigenen Herkunft und das unauslöschliche Schamgefühl über ihre soziale Prägung. Ein Text voller Mut und Präzision – und gleichzeitig stets die Zweifel thematisierend, inwieweit ein Text überhaupt Zeugnis ablegen kann.

Mit der Rekonstruktion einer traumatischen Nacht formuliert der französische Autor Édouard Louis in seinem autobiographischen Roman Im Herzen der Gewalt eine ebenso persönliche wie gesellschaftlich durchdringende Analyse über das Erwachsenwerden, Begehren, Migration und Rassismus. In der Stimmenvielfalt der Reaktionen auf das ihm angetane Verbrechen werden gesellschaftlich verdrängte Formen der Gewalt deutlich. Die Theateradaptation des Romans feierte ihre deutsche Erstaufführung in der Schaubühne Berlin, in Prag ist sie am 25. und 26. November im DOX+ zu sehen.

Der im vergangenen Jahr gestartete Open Call fand auch in diesem Jahr statt. Ziel ist die Förderung interessanter Autorenprojekte von Schüler*innenn und Student*innen deutschsprachiger Kunstschulen sowie deren Absolvent*innen, denen das Festival einen geeigneten Rahmen zur Inszenierung und Propagierung ihres Werkes bietet. Gewinner des diesjährigen Open Calls ist das Studienprojekt Odysseus kauft sich ein Pferd oder Wie wir Helden wurden von Lena Reißner, die derzeit als Autorin und Regisseurin in Hamburg tätig ist. Gezeigt wird das Stück am 25. und 26. November im Divadlo DISK.

Am 30. November und am 1. Dezember heißt die Neue Szene des Nationaltheaters das Schauspielhaus Zürich willkommen. Das Ensemble zeigt die Inszenierung Gier nach der Vorlage der britischen Dramatikerin Sarah Kane. Lange bevor der Begriff „toxisch“ zur Beschreibung von Beziehungen verwendet wurde, verfasste Kane einen Text über genau solche Beziehungs- und Gewaltverhältnisse. Das zärtlich verzweifelte Langgedicht für vier Stimmen wirft folgende Fragen auf: Ist Intimität immer eine Zumutung? Wie kann man der Gewalt romantischer Liebe entkommen? Und lassen sich die gierigen Stimmen im Kopf überhaupt zum Schweigen bringen? In der jährlichen Kritiker*innenumfrage des Magazins „Theater heute“ wurde die Hauptdarstellerin Wiebke Mollenhauer zur Schauspielerin des Jahres ernannt.

Durch die Präsentation deutschsprachiger Inszenierungen möchte das Prager Theaterfestival deutscher Sprache tschechischen Theatern neue Impulse geben. Daneben zeichnet es mit dem Josef-Balvín-Preis alljährlich auch die beste tschechische Inszenierung eines ursprünglich deutschsprachigen Textes aus. Über den Gewinner entscheidet eine Jury bestehend aus Theaterkritiker*innen. Die Inszenierung des diesjährigen Preisträgers ist am 2. Dezember im Divadlo X10 zu sehen. Ausgezeichnet wurde die Theateradaptation der sog. Wartesaal-Trilogie von Lion Feuchtwanger. Der erste Teil trägt den Titel Erfolg. Als Beitrag zu einem langfristig angelegten Theaterprojekt steht das Stück seit 2021 auf dem Spielplan des Divadlo X10. Der zweite Teil mit dem Titel Die Geschwister Oppermann beschreibt die Zeit kurz vor Hitlers Machtergreifung sowie die ersten Wochen und Monate des Nazi-Regimes. Der letzte Teil der Trilogie, Exil, beschäftigt sich mit dem Schicksal deutscher Flüchtlinge in Paris.

Zum Abschluss des Festivals zeigt das Theater La Fabrika in Holešovice am 3. Dezember eine Koproduktion des Escher Theaters aus Luxemburg und des St. Pauli Theaters aus Hamburg. Die Inszenierung trägt den Titel Im Schatten der Diktatur – Der Schauspieler René Deltgen. Text und Dramaturgie beruhen auf der Zusammenarbeit des in Deutschland wirkenden, belgischen Theaterdarstellers Kristof van Boven und dem luxemburgischen Regisseur Frank Feitler. Im Zentrum des Stücks steht das Leben von René Deltgen, v.a. seine phänomenale Schauspielkarriere zu Zeiten des NS-Regimes.

Das diesjährige Off-Programm ist vor allem der renommierten deutschen Bühnenbildnerin Nina Wetzel gewidmet. Wetzel studierte Bühnen- und Kostümbild an der École Supérieure des Arts et Techniques in Paris. Seither arbeitete sie u.a. für das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, die Volksbühne Berlin, das Schauspielhaus Zürich, das Residenztheater München, das Maxim Gorki Theater Berlin, das Burgtheater Wien, das Théâtre Vidy Lausanne, die Opéra de Dijon, die Comédie Française sowie zahlreiche weitere Szenen. Teil des Programms ist ein Workshop mit Nina Wetzel sowie eine Ausstellung ihres bühnenbildnerischen Schaffens in den Räumlichkeiten des Goethe-Instituts Prag und des Divadlo Na zábradlí.

Témata: Theaterfestival

Redakční poznámka: Za pravdivost obsahu odpovídají zadavatelé jednotlivých článků.

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